Nun sind die Würfel zur Ansiedlung von Segmüller in Bad Vilbel gefallen: Zehn Jahre hatte die Stadt Bad Vilbel für die Ansiedlung des Möbelgiganten in Bad Vilbel gekämpft, anfangs mit viel Widerstand aus der Region, am Freitag hatte nun die Regionalversammlung Südhessen, bei der die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Bad Homburger SPD Elke Barth die Stadt Bad Homburg vertritt, mehrheitlich für die Ansiedlung gestimmt.
Barth hatte zuvor von der Fraktion der SPD in der Regionalversammlung Dispens erhalten und am Freitag als einziges Mitglied ihrer Fraktion dagegen gestimmt. „Für mich war das eine Gewissensfrage“ so Barth. „Der innerstädtische Einzelhandel kämpft mehr denn je um seine Existenz, erst das Internet und nun Corona. Gerade jetzt Segmüller die Ansiedlung zu erlauben, ist ein Nackenschlag für die sowieso gebeutelten Geschäfte. Ich verstehe auch die Stadt Bad Vilbel nicht, die in den letzten Jahren viel unternommen habe, um die eigene Innenstadt attraktiver zu gestalten. Wie man sich so gegen den eigenen Einzelhandel stellen dann, ist mir ein Rätsel.“
Mit auf ihrer Seite weiß Barth dabei die drei Bürgermeisterkandidaten der SPD in den Vordertaunuskommunen Bad Homburg, Friedrichsdorf und Oberursel.
Jutta Janda aus Friedrichsdorf hierzu: “ Ich hätte mir gewünscht, dass man die Entscheidung in Anbetracht der aktuellen Situation nochmal überdenkt. Wir kämpfen in Friedrichsdorf darum, den Einzelhandel sowohl in der Innenstadt als auch in den Ortsteilen zu beleben, um wohnortnahe Versorgung zu unterstützen. Die Entscheidung für Segmüller ist exakt das falsche Signal.“
Der Bad Homburger OB-Kandidat Dr. Thomas Kreuder bezeichnete das Bad Vilbeler Vorhaben als „unfreundlichen Akt“. Bad Homburg bemühe sich seit Jahren mit seinem Zentrenkonzept, den innerstädtischen Einzelhandel und in den Ortsteilen zu stärken und konsequent Ansiedlungen auf der grünen Wiese zu verhindern. Er erläuterte, die geplante Verkaufsfläche von 45.000 Quadratmetern entspreche mehr als sechs Fußballfeldern. Er hoffe, dass sich die Konsumenten klar für ihren lokalen Einzelhandel entscheiden.
Auch Antje Runge die sich um das Bürgermeisteramt in Oberursel bewirbt, sieht die Entscheidung kritisch. Sie habe in den letzten Wochen viele Einzelhändler besucht und dabei erfahren, wie dramatisch die Situation in vielen Fällen ist. „Wir sollten besser überlegen, wie wir gemeinsam den Einzelhandel stärken, anstelle ihn mit solchen Entscheidungen Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Großmärkte und Outlets schwächen die Einkaufsquartiere in unseren Innenstädten.“